Fraser Island – Eine Fortsetzung

Nach einer sehr langen Nacht wachen wir wieder auf. Es haben tatsächlich alle durch geschlafen. An das anhaltende Schnarchen habe ich mich längst gewöhnt. Um 8 soll es weiter gehen, es ist dann ca. 6:30 Uhr. Nach einer schnellen Dusche geht’s zum Frühstück. Auf dem Weg dahin entdecken wir ein paar sehr bunte Vögel auf den Bäumen, meine Mutter ist natürlich entzückt über die „Papageien“, die natürlich keine Papageien sind 😉 Später finde ich heraus das diese Vogelname nur früh morgens auf diesen Bäumen sitzen und wir Glück hatten sie von so nah zu sehen.

Das Frühstück ist reichhaltig und gut, die geben sich dort echt Mühe die Leute ordentlich satt zu bekommen. Auch wenn der erste Eindruck der Gebäude mich eher an Hitlers Erholungsort Prora oder die Gegenstücke auf der Krim erinnert hat muss ich im nachhinein sagen, dass die Gebäude nicht nur weitaus besser gepflegt sind, sondern auch einen angenehmeren Eindruck verströmen.

So, dann geht es jetzt wieder ab in den Bus. Am Abend zuvor hatte Wayne uns angeboten heute einen Rundflug zu machen, das ganze sollte nicht so viel kosten und hörte sich gut an, also entschied die Führung hier (ich war hier ja auch dafür, aber im allgemeinen muss ich meinen Argumenten sehr viel Nachdruck verleihen damit sie ebenfalls gewertet werden 😀 ), dass wir sowas machen wollen. Also rein in den Bus, rauf auf den Strand und dann ein paar Minuten da lang brettern. Wayne fragt uns nach unserem Befinden und macht uns seine Muffins schmackhaft, die er ja die ganze Nacht mithilfe von Jack Daniels gebacken hat ;).

Es ist manchmal lustig, dass Menschen, wenn sie eine Sprache nicht verstehen, einfach abschalten und noch nicht einmal mitbekommen das überhaupt irgendjemand etwas sagt. Die Worte geraten in den Hintergrund und werden genauso gefiltert wie die Geräusche einer Straßenbahn oder von anderem Lärm. So geht es jetzt meinen Eltern. Kaum kommen wir an der Stelle an, an der die Flugzeuge geparkt sind, springt ein Pilot in hübscher Uniform rein. Meine Eltern springen auf, schließlich wollen sie ja fliegen. Das Wayne jetzt bestimmt schon 6x gebeten hat das wir sitzen bleiben, interessiert sie kein Stück :D. Sie bemerken ihren Fehler, jedoch erst als sie quasi sie ausgestiegen waren und wahrscheinlich vor allem weil sich sonst niemand bewegt hat, Alex und mich eingeschlossen.

Der Pilot hält erstmal eine Prachtrede auf seinen Beruf. Was wir alles tolles sehen werden, welch grandioses Erlebnis vor uns liegt, wie genial doch das Fliegen im allgemeinen ist und so weiter. War mir alles ziemlich egal, wir hatten ja schon entschieden das wir mit fliegen wollten. Also ging’s raus und wir wurden in 2 Gruppen geteilt, wir bleiben aber zusammen. Und schon waren wir am Einsteigen. Ziemlich klein innen drin, diese Teile, man muss echt zusehen wo die Beine bleiben, aber nach einigen Minuten findet man eine angenehme Position. Ich erwische einen richtig guten Platz direkt hinter dem Co-Piloten und kann damit sowohl gut raus schauen, als auch dem Piloten bei seinem tun zuschauen. Ihr könnt euch anhand der Fotos und Videos ja einen Eindruck davon machen 😉

Und hier noch ein kleines Video von unserem Start. Ihr müsst euch das nicht alles ansehen, aber für die, die es interessiert 🙂 Es wird leider nach einer Weile wie unten genauer beschrieben etwas blurry.

Der Flug war wirklich cool. Es ist schon ein lustiges Gefühl in dieser Kiste durchgeschüttelt zu werden und dann über den Strand zu rasen um irgendwann zum Glück abzuheben. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass das so einfach möglich ist, auf Sand zu starten und zu landen. Außerdem war mir bis dahin nicht klar, wie groß diese Insel ist. Und vor allem, wie viel Wasser es auf ihr gibt. Wenn man bedenkt, dass dieses größtenteils durch Regen gespeist wird, ist das schon fast unglaublich. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so erfahren im Umgang mit meiner Kamera, weswegen ich auch nicht wusste, das diese bei längerer Nutzung warm wird und dadurch die Luftfeuchtigkeit, welche mit ihr in der wasserfesten Hülle eingeschlossen ist, kondensiert und die Linse deswegen beschlägt. Meine Fotos sind also leider nicht zu gebrauchen, aber bei Alex war das nicht so schlimm wie bei mir, deswegen kann ich euch doch ein paar Aufnahmen präsentieren.

Nach einer wirklich butterweichen Landung gab’s noch ein Foto mit unserem Piloten und dann scheucht Wayne uns auch schon wieder lachend in den Bus. Nächstes Ziel war das Maheno Wrack. Das Schiff hat eine eindrucksvolle Geschichte hinter sich, ich verschone euch hier mit den ganzen Details, wer doch noch Interesse an der Vorgeschichte hat kann diese gerne hier bei Wikipedia auf Englisch nachlesen (hier ein kleiner Absatz auf deutsch). Für uns ist erstmal nur wichtig, dass das Schiff nach etlichen Jahren Kriegs- und Fährdienst irgendwann von Japanern gekauft wurde. Jene haben dann die Schiffsschraube und den Anker verkauft und das Schiff mithilfe der Ankerkette an ein anderes Schiff gehängt. Das Ziel war, das Schiff nach Japan zu überführen, jedoch gerieten sie damals in einen Sturm. Die Kette riss und das Schiff, ohne Schraube komplett unfähig sich fortzubewegen, lief auf Fraser auf Grund. Man hat drei mal versucht, das Schiff zu bergen und es dann sein gelassen. Deshalb können wir jetzt dieses Wrack bewundern und mittlerweile nur noch erahnen, welche Ausmaße das ganze überhaupt hatte.

Rein in den Bus und weiter geht’s. Ich mache es mir natürlich direkt gemütlich, 2 Minuten später sind wir schon wieder da. Dieses Mal geht es um die „Coloured Sands“, eine Sandstein Formation die durch den unterschiedlichen Mineralgehalt unterschiedliche Farben hat. Sehr schön anzuschauen, kommt aber meiner Meinung nach auf den Fotos nicht so eindrucksvoll rüber.

Natürlich hat Wayne auch hier wieder eine Geschichte für uns. Bei den Aboriginals gilt Fraser Island als heiliger Ort. Der Gott, der die Menschen erschuf, brauchte Hilfe. Er bat die weiße Prinzessin um Hilfe, damit sie sich um die Erde kümmert während er mit den Menschen und Tieren beschäftigt ist. Also kümmert sich die weiße Prinzessin um die Erde und findet diese so schön, dass sie den Gott darum bat sie auf der Erde zu lassen. Also verwandelte er sie in die Insel mit den Seen als Augen, damit sie in den Himmel schauen kann. So die Entstehungsgeschichte der Insel. Eine weitere Legende besagt, dass ein junges, 15-jähriges aboriginal Mädchen einem (sehr viel) älteren Mann versprochen war. Darüber war sie so unglücklich, dass sie weinend am Strand entlang ging. Die Regenbogen-Schlange ( erschien neben ihr und fragte sie, was sie denn habe. Während das Mädchen der Schlange erzählte, was sie auf dem Herzen hatte und die beiden am Strand lang gingen, kam der alte Mann. Er machte sich Gedanken wo denn seine Braut abgeblieben ist. Als er die Schlange neben dem Mädchen sieht wird er eifersüchtig und wirft einen Bumerang nach der Schlange und trifft sie an der Seite. Die Schlange stürzt und die ganzen Regenbogenfarben kommen aus ihr heraus und legen sich auf die Berge. Seitdem, so sagen die Aboriginals, hat jeder aboriginal Mann, der an dem Strand eine Nacht schläft, sehr lange Albträume.

Dort macht Papa dann die Fotos von einer Schlange. Die Situation war erschreckend und gleichzeitig lustig. Er und einige andere waren noch weiter oben bei den Regenbogen-Klippen und sahen dort eine Schlange kommen. Papa sitzt ewig da und versucht ein gutes Foto zu schießen, eine Frau ist schnell zufrieden und kehrt zum Bus zurück. Dort zeigt sie das Foto der Schlange Wayne, der erst entspannt reagiert und sagt „Oh cool, das ist nichts schlimmes.“. Dann schaut er noch mal hin und stellt entsetzt fest, das es sich dabei um eine „Death Adder“ – eine Todesotter. Er ist dann extrem panisch nach oben zu Papa gerannt, der da noch hockte und immer noch versucht hat dichter ran zu kommen um ein Foto zu schießen…

Weiter geht’s. Diesmal rasen (wenn ich rasen schreibe, dann meine ich damit zwischen 80-90 km/h auf dem Strand, das kommt einem sehr schnell vor) wir etwas länger. Ziel: Indian Hat. Ein Aussichtspunkt, eine Art Vorsprung, von dem man einen schönen Ausblick hat. Wir kraxeln also da hoch und genießen die Aussicht, diesmal gibt’s leider keine großen Stories 😉

Die Aussicht war wirklich legendär.
Die Aussicht war wirklich legendär.

Unten angekommen präsentiert uns Wayne dann endlich seine wirklich leckeren Muffins, er gesteht uns jedoch das er an der Herstellung nicht so viel Anteil hatte. Alle entspannen sich ein wenig von dem anstrengendem Auf- und Abstieg, bei der Hitze ist das wirklich ein Akt. Danach geht es gemütlich wieder in den Bus und wir fahren weiter. Eine kleine Verbindung, die sich wieder ein mal mit viel Geschüttel und Geholper auszeichnet, bringt uns an einen anderen Strand und nach ein paar Minuten sind wir schon bei den „Champaign Pools“. Es handelt sich dabei um Felsen, die vom Ozean überspült werden und in denen sich dann das Wasser sammelt. Quasi eine natürliche Badewanne. Und beim rüber-spülen schäumt das Wasser so sehr, das es aussieht als wäre Champagner in den Becken. Daher der Name. Hier haben wir wieder eine Stunde Zeit und die nutzen wir wieder zum planschen 🙂

Jetzt liegt die Entscheidung tatsächlich einmal bei uns: entweder wir essen vor Ort, auf dem „Sand-Parkplatz“ der Pools oder wir fahren noch mal eine Stunde zurück an einen Creek, einen Bach oder Flüsschen, um dort gemütlich den Rest der Zeit zu verbringen und unser Mittag zu genießen. Wir entscheiden uns geschlossen für letzteres, was, meiner Meinung nach, sehr bewundernswert bei einer so großen Gruppe ist. Die meisten von uns pennen ein, Wayne schmeißt eine wahllose Zusammenstellung von Musik an, darunter ACDC und Madonna, wofür er später sogar noch Lob bekommt.

Unser letzter Entspannungspunkt auf Fraser.
Unser letzter Entspannungspunkt auf Fraser.

Eine Stunde später kommen wir an: Eli Creek. Ein idyllisches kleines Örtchen. Ein kleiner Fluss fließt in Richtung Meer aus dem Wald, entlang wurde ein Holzweg gebaut sodass man weiter oben in den Fluss rein gehen und ihn herunterwaten kann. Am Strand bildet sich dann ein kleiner See, in der Größe eines Teiches und von dort fließt das Wasser dann ins Meer. Wayne packt jetzt seine riesigen Kühlboxen aus. Eine ist voller Trinkpäckchen mit Orangensaft, die andere voller belegter Brötchen mit Salat, Käse, Schinken, Tomaten und vielen anderen Dingen. Dazu gibt’s Tee, Kaffee und extra kaltes, klaren Wasser!! (leider ist das meiste Wasser hier gechlort, sodass der Genuss von schönem, klaren Wasser äußerst selten vorkommt)

Ich wate mit Alex und dem Aussie einmal den Fluss herunter, das Wasser ist um einiges kälter als ich gedacht hätte. Danach will ich eigentlich die Sonnencreme aus dem Bus holen, werde dann aber in ein Gespräch mit Wayne und dem Aussie verwickelt und vergesse das dann irgendwie. Leider muss ich später dann feststellen, dass ich sowohl auf dem Rücken also auch im Gesicht und auf den Beinen einen mittelschweren Sonnenbrand bekomme. Naja. Meine Mutter ist entsetzt und tut so als würde ich sterben, ich finde es nicht cool, aber sowas passiert. Wenigstens sehe ich nicht so aus wie die krebsrote Waliserin die irgendwie trotzdem ständig in die Sonne geht und das sehr lustig findet…

Nach 2 1/2 Stunden Entspannung pur machen wir uns wieder auf den Weg. Zurück zu Resort. Dort trennt sich unsere Gruppe: es gibt zwei Fähren von der Insel, eine im Süden, eine auf der Hälfte. Alle die in den Süden wollen trennen sich hier von uns. Während wir ein Eis essen und die anderen Kaffee trinken wäscht Wayne den Bus und tankt. Dann geht es direkt los zum Fährhafen; auf dem Weg geht natürlich der Bus quasi kaputt, irgendetwas stimmt mit der Kühlung nicht und mit der Anzeige auch nicht, jedenfalls piept es ordentlich, aber wir schaffen es bis zur Fähre. Nach einer Dankesrede und einigem Applaus von und für Wayne steigen wir aus und begeben uns auf die Fähre. Es waren zwei aufregende, tolle, aber auch anstrengende Tage. Auf dem Schiff sagt erstmal niemand viel. Ich kümmere mich kurz um meine Piraten-Katze, dann entspanne auch ich in der untergehenden Sonne.

Der Bus, der alle wieder zu ihren Unterkünften zurück bringt, setzt uns zuletzt ab. Alle gehen einmal fix duschen, dann fahren wir los. Wir wollen einkaufen. Natürlich zieht sich das ganze ziemlich hin, aber irgendwann haben wir es dann doch geschafft das nötigste in den Wagen zu packen. Ein Abstecher zu BWS (dem Alkohol-Store), danach wollten wir noch indisch Essen. Papa hat irgendwie aus dem Bus ein indisches Restaurant gesehen und will unbedingt dort essen. Das Restaurant sieht von außen eigentlich ziemlich schäbig aus, aber als wir eintreten macht es einen ganz anderen Eindruck auf mich. Sehr ordentlich und eigentlich ziemlich modern eingerichtet. So täuscht der äußere Schein. Das Essen ist sehr lecker, wir essen alle unterschiedliche Currys mit Reis. Hier erklärt Alex uns dann auch was das BYO auf dem Restaurant-Schild bedeutet: bring your own. Die Bedeutung dahinter hat ihre Wurzeln in der australischen Trinkkultur: es gibt lizensierte und nicht lizensierte Restaurants/Läden/(touristische) Einrichtungen. Wer nicht lizensiert ist, darf auch keinen Alkohol anbieten. Jedoch dürfen sie den Gästen erlauben, sich ihren eigenen Alkohol mitzubringen. Man muss dann nur eine sog. „Entkorkungsgebühr“ zahlen. Papa meint sowas gibt’s in Deutschland auch, habe ich noch nie gehört. Finde ich aber sehr lustig.

Nachdem wir dann alle gesättigt und zufrieden sind fahren wir nur noch zu unserer Hütte zurück, laden die Einkäufe aus und gehen sofort schlafen. Wir sind alle todmüde.

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