Fraser Island – Eine Geschichte

Halli hallo, da bin ich wieder.

Ich komme so langsam hinterher, die Artikel für die meisten Tage sind bereits geschrieben, für diesen hier fehlten die Bilder noch, deswegen hat sich das ganze wieder verzögert.

Donnerstag, der 18.02.: Fraser Island ist unser Ziel. Wir haben vor, dort eine zweitägige Tour zu machen. Damit ihr überhaupt erstmal wisst worum es hier geht erzähle ich euch erstmal ein bisschen was über die Insel selbst. Als Alex mir erzählt hat das wir auf die größte Sandinsel der Welt fahren habe ich mir eine Art mini-Wüste auf einer Insel vorgestellt. Nicht vorgestellt hatte ich mir eine riesengroße, nahezu komplett mit Regenwald bedeckte Insel, die vor Wasser nur so strotzte.

Wikipedia sagt dazu folgendes:

Fraser Island (selten auch Fraser-Insel, früher Great Sandy Island) ist eine zum australischen Bundesstaat Queensland gehörende Insel. Mit einer Fläche von 1840 km² ist sie die größte Sandinsel der Welt. Sie liegt etwa 190 km nördlich von Brisbane vor der Ostküste Australiens. In der Sprache der Aborigines heißt sie K’gari, was so viel wie „Paradies“ bedeutet. Die Insel gehört seit 1992 zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Wir sind morgens seehr früh aufgestanden. Man wollte uns 7:30 Uhr abholen, deswegen wurde ich wirklich früh geweckt. Ihr kennt mich ja: ich hatte ca. 40 Minuten Zeit, 25 davon lag ich im Bett, den Rest habe ich damit verbracht mich anzuziehen, den Rucksack zu packen und dann schnell mein karges Mahl (ein Pita-Brot) herunterzuschlingen.
Tja, wir standen pünktlich 7:28 Uhr am Eingang, was wohl größtenteils Alex‘ Verdienst sein sollte, jedoch war da bisher noch niemand. Also haben wir die Zeit für ein paar Fotos mit der Action-Cam genutzt. Gegen 7:50 Uhr fuhr dann so’n riesengroßer 4-wheel Bus um die Ecke und hat uns eingesackt.

Nach einer kurzen Fahrt ging es rauf auf eine Fähre, dort wartete schon die Piraten-Katze auf mich und ließ sich ordentlich kraulen (ich lade bei Gelegenheit (und gutem Internet) mal ein Video hoch 😉 ). Drüben wurden alle Gäste auf verschiedene deutsche Busse verteilt, wir sind dann zu dem mit den 2-Tages-Touren, wo uns ein aufgeregter Australier erwartet hat. Wayne sein Name, er sollte es sein der diesen Ausflug zu einem wirklich lustigen und einmaligem Ereignis machen würde. Unsere Gruppe besteht Menschen unterschiedlicher Nationalität. Eine deutsche Familie, Mama Papa und zwei Kinder, zwei Österreicher, ein weiterer Deutscher aus Köln. Dann ein norwegisches Pärchen, ein Däne, zwei Iren, zwei englische Pärchen, zwei Französische Mädels, ein Aussie aus Brisbane, zwei deutsche Typen, zwei Amerikaner, 20 und 22 Jahre alt. Einer ist Maler, der andere Glaser, studiert gerade um ein Chemielehrer zu werden. Brofist! 😉 Außerdem nochmal zwei deutsche Frauen, aus den Franken und zwei Jugendliche, von denen ich nicht weiß woher sie kommen… Erstmal einmal ging es jetzt los, mitten hinein in die Insel. Ich wurde noch nie in meinem Leben so durchgeschüttelt.

Man muss dazu sagen, dass es auf dieser Insel keine Straßen gibt. Generell sind nur Autos mit 4-Rad-Antrieb erlaubt, und wer da mit einem „billigen“ SUV ankommt kann gleich wieder umdrehen. Fraser Island wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Holzhändlern als Holzreservoir entdeckt, größere Gebiete wurden abgeholzt. Besonders interessant waren die Satinay-Pinien, diese haben einen hohen Anteil eines Öls, welches das Holz resistent gegen Wasser und damit ideal für den Schiff- und Kanalbau macht. Diese Baumart wächst nur auf Fraser und auf zwei benachbarten Inseln, was dazu führte, dass das Holz auch über die Grenzen Australiens verschifft und verarbeitet wurde. Beispielsweise wurde mithilfe des Holzes der Suez-Kanal gebaut. Ab 1991 war der Holzabbau dort verboten, seitdem ist Fraser Island ein Naturschutzgebiet und Teil des Great-Sandy-Nationalparks. Der industrielle Abbau von Sand wurde nach einer erfolgreichen Klage der Anwohner vor dem höchsten australischen Gericht 1975 gestoppt.

Unser Bus, jedoch nur für die Fahrt zum Lake McKenzie. Der neue sieht dann aber ähnlich aus.
Unser Bus, jedoch nur für die Fahrt zum Lake McKenzie. Der neue sieht dann aber ähnlich aus.

Wir fahren also dann auf den alten Wegen der Holzfäller, die sich ein ziemlich organisiertes Sand-Straßensystem aufgebaut haben. Bedeutet aber auch das mal wirklich von links nach rechts, von oben nach unten geschleudert wird. Ich muss gestehen, obwohl mich solche Sachen sonst kalt lassen war ich doch froh als wir am Lake McKenzie ausgestiegen sind, ich hätte dem sonst gleich den Wagen voll gekotzt 😀

Der See ist genial. Er wird ausschließlich durch Regenwasser gespeist und Wayne bittet uns deswegen darum, keine weitere Sonnencreme mehr aufzutragen, da es keine zu- und abflüsse gibt die diese Chemie wegspülen könnten. Wir haben anderthalb Stunden Zeit dort, die nutzen wir auch ausschließlich dafür im Wasser zu planschen.

Weiter geht’s. Diesmal in einem anderen Bus, unser alter hat nämlich ein Problem mit dem Getriebe. Wir rumpeln wieder durch den Wald und Wayne erzählt uns sowohl lustige als auch sehr interessante Geschichten über die Insel. Er geht sehr oft auf den Einfluss der Aboriginals ein, welche Legenden und Götter sie mit dieser Insel verbinden und welche Traditionen es hier gab und gibt. Momentan leben nur noch 11 der Ureinwohner auf der Insel, man hat Ihnen die Insel vor ca. einem Jahrzehnt zurück gegeben. Es wäre ihr gutes Recht gewesen, sämtlichen Tourismus und überhaupt jeden Zugang zur Insel zu verweigern, jedoch gibt es jetzt lediglich ein kleines Gebiet der Insel das nicht zugänglich ist und in dem die Aboriginals leben. Wayne erzählt uns, das Aboriginals, die auf dem Festland Drogen, Alkohol, Diebstahl oder anderen negativen Einflüssen verfallen sind, auf die Insel geschickt werden und ihnen dort von den Ältesten „Respekt und Selbstachtung“ eingebleut wird.

Wir steigen bei der „Central Station“ aus. Vor uns liegt nun ein Marsch von 1.8 Kilometern durch den Regenwald. Wer keine Lust hat, fährt mit dem Bus und wartet auf der anderen Seite. Wir haben natürlich Lust und gehen mit, lasst euch von den Fotos ein wenig inspirieren.

Nun gibt’s was zu futtern. Nachdem Wayne uns wieder eingesammelt hat, fahren wir zum Resort. Zur Entstehung des Resorts gibt es eine Geschichte, die uns natürlich ebenfalls erzählt wird. Also: ein Mann, dessen Namen ich nicht mehr weiß, hat eine Frau geheiratet. Sein Cousin, ein Holzfäller, bot ihm unvergessliche Flitterwochen auf Fraser Island an, lud die beiden in sein Boot, fuhr sie rüber, durchquerte die ganze Insel und setzte sie am Strand auf der anderen Seite ab. Nach 2 Wochen kam er wieder. Das Essen war längst aufgebraucht und die Lebensmittel waren ebenfalls fast zuneige gegangen. Keine Flitterwochen, wie man sie sich vorstellt. Jedoch hatte der Typ ein Geschäft gewittert: mal abgesehen vom Hunger und Durst der sie plagte, die Landschaft war etwas, für das bestimmt noch mehr Menschen bereit waren, Geld auszugeben. Also besorgte er sich ein Bötchen und fuhr in stundenlanger Schufterei die Leute auf die Insel. 4 Stunden hin, dann über die Insel, abends dann wieder 4 Stunden zurück. Es scheint sich gelohnt zu haben, denn er konnte es sich bald leisten, kleine Hütten zu bauen und diese zu vermieten. Jedenfalls ist sein Plan aufgegangen: 2002 verkaufte er sein Eurong Beach Resort für schlappe 38 Millionen australische Dollar. Mittlerweile gehören ihm außerdem weitere Hotels, eine Bus-Flotte und weitere Tourismus-Einrichtungen. Jetzt natürlich ohne das Resort.

Nach einem ausgiebigem Mahl geht es auch schon weiter. Ziel: Lake Wabby. Dorthin geht es 2.4 Kilometer zu Fuß. Pro Richtung. Wayne rast mit uns über den Strand und weicht gekonnt den Wellen aus, dabei erzählt er weitere Stories und unterhält uns mit coolen Sprüchen. Wir kommen an, dann beginnt unser Marsch. Ziemlich gechillt, sehr warm. Wir haben mittlerweile 33°, laut Wayne. Irgendwann kommen wir an. Schaut euch diese Fotos an. Als ob eine Wüste sich langsam voran schiebt. Alex ist vor einigen Jahren schon ein mal hier gewesen. Früher war der See noch fast doppelt so groß. Wayne geht davon aus, das der See in 10-15 Jahren nicht mehr existiert. Wir lassen uns das nicht zwei mal sagen und genießen das Bad gleich doppelt. Nach und nach kommen viele kleine Fische zum Vorschein, die sich an unsere Füße und Rücken machen und uns säubern. Gratis Spa!

Irgendwann müssen wir los. Wie spät es war, weiß ich gar nicht mehr. Der Marsch zurück ist schnell getan, diesmal gehe ich Barfuß, was weniger schlimm ist als ich gedacht hätte, immerhin besteht die Insel ja auch nur aus Sand. Achso… Ja, wer sich bisher gefragt hat, wie es denn sein kann, das auf einer Insel die nur aus Sand besteht ein Regenwald wachsen kann, dem würde Wayne wieder eine Story erzählen (obwohl ich um ehrlich zu sein jedes Wort glaube das Wayne uns erzählt hat, kann ich mich auch vorstellen das nicht jedes Detail seiner Geschichten so sind wie er sie uns vermittelt, deswegen sage ich „Storys“). Laut ihm funktioniert das so: vor gaaaaaaanz vielen Jahren wuchsen auf der Insel Pflanzen, die halt auf Sand wachsen können. Genug Wasser gibt es, Sommer (bei uns Winter) ist in Australien die Regenzeit, und wenn es regnet, dann regnet es ordentlich! Diese Pflanzen verlieren Blätter. Sie sterben und bleiben auf dem Sand liegen. Über die Jahre bildet sich also dort eine Art Humusschicht, auf der wiederum andere Pflanzen wachsen können. So bildet sich nach und nach ein Sand-Humus-Boden, der genau richtig ist für den heimischen Regenwald.

Im Bus angekommen fährt unser Profi-Fahrer uns wieder zurück. Auf dem Weg wird uns die Story zur Namensänderung der Insel erzählt. Da diese ebenfalls auf Wikipedia verfügbar ist, füge ich sie hier einfach einmal ein:

Ein Schiffsunglück im 19. Jahrhundert führte zur Umbenennung der Insel. Im Jahre 1836 brach das Schiff Stirling Castle unter Kapitän James Fraser von Sydney mit dem Ziel Singapur auf. Am Great Barrier Reef wurde der Rumpf des Schiffes beschädigt und das Schiff sank. Die überlebenden Schiffbrüchigen, darunter Kapitän Fraser und seine Frau Eliza, ruderten zurück Richtung Brisbane; Eliza soll hochschwanger gewesen sein und auf einem Rettungsboot ihr Kind geboren haben, das kurze Zeit später starb. Die Rettungsboote landeten nach etwa einem Monat an der Sandinsel an. Während der mehrmonatigen Wartezeit auf Rettung von der Insel, verstarben einige der Schiffsbrüchigen, wie auch Kapitän Fraser – Eliza Fraser überlebte jedoch durch die Hilfe der Ureinwohner. Sie wurde später gerettet, heiratete erneut einen Kapitän, kehrte nach England zurück und erzählte als Jahrmarktsattraktion im Londoner Hyde Park die Geschichte ihres Schiffbruchs. Dabei schmückte sie die Story mit immer wüsteren Details aus und wurde schließlich in eine Irrenanstalt eingeliefert. Nach Kapitän Fraser erhielt die Insel dann ihren heutigen Namen.

Hinzuzufügen sei noch, das Kapitän Fraser nicht einfach gestorben ist, sondern das die Schiffbrüchigen, und hier gibt es natürlich keine wirklichen Beweise, von den Aboriginals aufgenommen und aufgepäppelt wurden. Fraser und die anderen Matrosen wurden dann zur Arbeit gezwungen, einer weigerte sich und wurde aufgespießt. Eliza kam zu den Frauen und wurde ordentlich behandelt. Fraser war bereits ein betagter Mann und hielt der Arbeit nicht lange stand. Als die Aboriginals auch ihn töten wollten, stellt sich der verbliebene Matrose vor ihn und versuchte ihn zu schützen. Beide wurden getroffen, überlebten jedoch und wurden von Eliza gepflegt. Jedoch starben sie beide innerhalb kurzer Zeit an ihren Verletzungen. Eliza wurde dann von einem ebenfalls für die Aboriginals arbeitenden australischem Sträfling (von denen es damals ja einige auf der Insel gab) mit genommen, man suchte an anderen Stellen der Insel bereits nach ihr und der Sträfling erhoffte sich ein Pardon vom Gouverneur. Kurz bevor sie auf die Retter trafen, stritten sich Eliza und der Mann jedoch, er befürchtete das sie ihn anschwärzen könnte und floh zurück auf die Insel. Danach kam Eliza nach England. So lautet Waynes Story.

Wir sehen noch kurz einen Dingo, dann geht es zurück ins Resort. Abendessen, dann noch ein Drink in der Bar. Überall ist Sand, er kommt aus jedem Schuh, aus den Haaren, in den Betten, selbst im Klo. Überall. Um 20 Uhr (!!) gehen die anderen dann schlafen, ich schauen noch eine Folge Dr. House, dann fallen auch mir die Augen zu.

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