EINE SEEEEHR LANGE REISE. ODER WIE MAN EINEN SÜSSWARENLADEN IN AUSTRALIEN ERÖFFNET. – TEIL 3/3

Hier geht’s zu Teil 1 und hier kommt Teil 2 🙂

Wir sind also im Flugzeug nach Singapur. Der Flug ist sehr ruhig, keine besonderen Vorkommnisse.

Jetzt heißt es wieder: Sachen zusammenpacken, aussteigen, warten das fertig geputzt wird und dann wieder einsteigen. Das übliche Prozedere bei der Zwischenlandung. Für uns ist es jetzt nur ein Zwischenstop, aber einige Passagiere bleiben hier in Singapur und der Flug wird wieder aufgefüllt. Das heißt leider auch, das unsere super guten Plätze nun wahrscheinlich wieder belegt sind und wir auf unsere eigentlichen zurückkehren müssen.

Die „Putzzeit“ wird verkürzt. In 20 Minuten müssen die armen Mitarbeiter dort durch jagen und alles sauber machen, es jetzt noch eine Weile bis das neue Essen und Kerosin an Bord ist. Wir warten geduldig, zusammen mit über 500 anderen Leuten. Diesmal sind wir in Boarding-Gruppe D. Meine Mutter steht natürlich wieder ab „First Class“ bereit. Beim reingehen verschwindet Papa plötzlich aus dem Sichtfeld. Wahrscheinlich weiter vorne denke ich. Wir betreten das Flugzeug, eine neue, freundliche Crew begrüßt uns.

In unserem Gang ist Papa nicht zu sehen. Weder vor mir, noch hinter uns. Irgendwie komisch, er ist definitiv auf die Brücke gegangen. Es stellt sich schnell heraus, das er sich heimlich in den Gang für die Erste Klasse eingeschlichen hat und versucht hat, dort rein zu kommen. Man wollte ihn erst nicht lassen, aber als er so getan hat als würde er nichts verstehen, nur wild nickt, immer „There? There? There?“ sagt und dabei in Richtung erster Klasse deutet lässt man ihn einfach durch. Was solls. Verstanden hat er natürlich schon, mein Vater legt einen enormen Elan an den Tag wenn es darum geht Fremde Menschen in gebrochenem Englisch voll zu labern, aber er wollte sich anscheinend wenigstens ein Mal die Erste Klasse anschauen. 😀

Wieder gehe ich zur nächstbesten Stewardess und frage, ob wir zusammen sitzen dürfen. Diesmal ist die junge Dame nicht so hilfsbereit, sie lächelt mich nett an und meint, unsere Plätze wären doch toll. Ich verneine das und bitte sie trotzdem die Augen offen zu halten. Sie nickt, anscheinend nicht sehr motiviert. Ich bin todmüde. Dieses Mal werde ich glaube ich nicht so lange wach bleiben. In Deutschland ist es mittlerweile auch Abends.

Leider werde ich erst vieeel später auf einer wunderschönen Insel vor der Küste Australiens erfahren, das man die Kopfstützen nicht nur nach oben und unten verschieben kann, sondern ebenfalls links und rechts anwinkeln kann um zu schlafen. Sigh, das würde mich jetzt helfen. Jeder von euch kennt dieses Schlafen bestimmt, im Bus, Zug oder eben Flugzeug. Man schläft ein und wacht irgendwann geschockt auf, weil der Kopf nach vorne weg kippt und man denkt man fällt gleich vorne über. So ungefähr verlief mein Flug.

Die Leute neben mir sind sehr nett. Anscheinend ist es ein riesen Ding, wenn ich aufstehe um sie auf die Toilette gehen zu lassen. Jedes mal gibt es überschwängliche Dankesbekundungen. Was für Menschen sind die denn gewöhnt? Ich schaue jetzt Captain America 2. Meine Mutter ist vor mir über dem 3. Versuch „Vom Winde Verweht“ zu schauen eingeschlafen. Der Film ist zu Ende. Ich schlafe wieder, mehr schlecht als recht.

Wieder ein sehr ruhiger Flug, jedoch ballert der Pilot ordentlich durch die Lüfte, davon merken wir jedoch nicht so viel. Normalerweise fliegt dieser Flug mit 880-890 km/h. Wir fliegen mit bis zu 1006 km/h und machen aus 47 Minuten Verspätung beim Start 26 Minuten bei der Ankunft. Wow.

Das Flugzeug landet um 1:06 Uhr Ortszeit. Der Info-Bildschirm zeigt 26° an. Der Pullover kommt also in den Rucksack. Beim Aussteigen weisen uns drei Pfeile den Weg, es gibt zwar gar keine Alternative, aber Australier gehen lieber sicher. Der Flughafen ist eher leer, immerhin ist es 1:06 Uhr. Trotzdem sind bei der Einreise-Pass-Kontrolle 5 Schalter mit sehr engagierten australischen Border Force Mitarbeitern. Typisch für OZ werden wir fröhlich mit „Hey guys, how are you?“ (den Dialekt kann ich natürlich hier nicht wiedergeben) begrüßt. Auf die Frage, ob wir „anything to declare“ haben, antworte ich Pflichtbewusst das ich Lebensmittel in meinem Rucksack und welche in den Koffern sind. Wir bekommen ein „Q“ auf unsere Einreisezettel.

Weiter geht’s. Als nächstes kommt ein netter Mensch, der Passagiere in „Leute mit Q“ und „Leute ohne Q“ sortiert. Wir gehen also zu den Qs. Um die Ecke steht wieder einer. Er will wissen was wir denn nun dabei haben das wir ein blödes Q verdient haben.

Jetzt kommen wir zu dem Grund für den tollen Titel dieser Trilogie.

Süßigkeiten in den Koffern. Würstchen und Brot im Rucksack. Würstchen??? „Ever been to Australia?“ – „Ya…?!“ – „Ever brought sausages?“ – „Nope.“ – „That’s why…“. Übersetzt: Wie kann  man nur so blöd sein und Würstchen nach Australien mitbringen wo doch jeder weiß, dass das zwangsläufig schief geht! 😀

Weiter. Nächste Station sind die Scanner. Die Koffer hochhieven. Kurz warten. Wieder so ein lustiger Australier der total locker fragt warum wir denn jetzt zu ihm müssen. Süßigkeiten. Und Würstchen.

Würstchen???

Ja ist ja gut. Ich öffne meinen Rucksack und präsentiere die Überreste meiner Verpflegung. Ein halbes Ciabatta, zwei Packungen Pfefferlinge (die Würstchen), Mini-Kuchen, Schokolade, Skittles, Lakritze, Duplo und noch mehr… Er guckt ein bisschen belustigt und erklärt mir sehr ausführlich warum die Würstchen jetzt weg müssen und welche ich nächstes mal kaufen soll damit die mit rein dürfen. ‚Oh man, warum hab ich diese blöden Teile nicht vorher weggeworfen… oder gegessen?‘. Sigh. Ich mache ihm klar das mir das jetzt nicht so wichtig ist.

Wir beschäftigen uns mit den Koffern. Was ist da drin? Süßigkeiten. Aufmachen! Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen!! 😀 „Wow! Never seen so many lollipop here…!!“. Er grinst sich einen rein. Irgendwie muss man ja zwei Koffer auch auf knapp 30kg bringen. Knapp 20 davon sind Lakritze. Wir erklären, das unser armes Familienmitglied ja nicht an ordentliche Lakritze ran kommt. Er guckt ein wenig beleidigt und meint das es auch in Australien Lakritze gibt. Ja, aber die sind süß! Er grinst und nickt. Die Würstchen verschwinden in einer Tüte. Er schaut uns an, lacht und wünscht uns einen schönen Urlaub. Und viel Spaß mit den Lakritzen. 😉

Endlich geht es raus. Die automatischen Schiebetüren gleiten zur Seite. Sofort erschallt der Familienpfiff von rechts. Da stehen Alex und Sevda und strahlen. Lange genug haben sie ja gewartet, laut Alex warten sie schon seit 0:40 Uhr und mittlerweile ist es 2:30 Uhr. Süßigkeiten angucken und Würstchen wegwerfen dauert halt ein wenig.

Wir gehen zu Alex‘ Auto und fahren dann in die Stadt. Beim Hotel steigen wir aus, er und Sevda fahren gleich weiter. Drinnen erklärt man uns das die Fahrstühle kaputt seien. Also, sie funktionieren schon, aber vorhin steckten da Leute für 1 Stunde fest. Wir packen die Koffer da rein, die können ja fest stecken. Oben angekommen gleitet die Fahrstuhltür auf, die Koffer sind noch da. Das Zimmer ist echt schön. Für mich gibt’s eine Ausziehcouch, für meine Eltern ein Kingsize Bett. Das Badezimmer sieht aus wie in einer Präsidentensuite. Die Badewanne vibriert auf Knopfdruck. Außer einer Ikea-Küche mit Kühlschrank und einer typischen Klimaanlage ist sonst nicht viel da.

Jetzt geht es endlich ins Bett und eine lange, sehr lange Anreise geht zu Ende. Morgen müssen wir schon wieder um 9 Uhr aufstehen…

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